Pflegetagebuch: Eine Woche in der Gerontopsychiatrie

Melanie hatte im Januar ihren Praxiseinsatz in der Gerontopsychiatrie. Sie hat uns in ihrer spannenden Woche mitgenommen und einiges erlebt.

 



Tag 1: erstmal alles kennen lernen

Heute habe ich die Station kennengelernt. Sofort wurde mir klar, dass ich hier ganz andere Erfahrungen machen werde als die, welche ich sowohl in der Alten- und Langzeitpflege als auch in der Akutpflege sammeln durfte. 
 
Auch wurde mir schnell klar, dass die Menschen in einem besonderen Lebenszyklus sind. Und durch ihre Erkrankungen nicht an einem geregelten Leben teilnehmen können. Auf dieser Station befinden sich Menschen im Alter zwischen 50 und 80 Jahren.

Tag 2: Der erste Zwischenfall

Heute habe ich zum Teil die Vorbereitung des Frühstücks nach der morgendlichen Pflege übernommen. In welcher besonderen Situation ich mich auf dieser Station befand, wurde mir während des Frühstücks schnell bewusst. Ein Bewohner, der unter Zigarettenentzug stand, wurde sehr aggressiv und ich musste die Situation deeskalierend bewältigen. Zudem kommt noch dazu, dass eine Bewohnerin den ganzen Morgen sehr laut Reime aufgesagt hat und sich somit die anderen beim Frühstück gestört fühlten. 

Nach dem Frühstück habe ich mit der Praxisanleitung Medikamente überprüft und die Apotheke geschrieben. Hierbei ist mir aufgefallen, dass Medikamente wie »Tavor Explizit« oder »Risperidon« häufiger verschrieben werden als in der normalen Pflege.



Tag 3: Bedarfsmedikation

Heute Morgen war es etwas seltsam. Die reimende Dame, die ich schon von gestern kannte, fing nach der Pflege, die sich bei ihr oft sehr schwierig gestaltete, an zu schreien und mit Dingen um sich zu schmeißen. Das heißt, sie hat zum Beispiel ihr Frühstück oder ihren Becher auf das Pflegepersonal geschmissen. Wir haben es nicht geschafft, sie zu beruhigen, sodass unter Rücksprache mit dem behandelnden Psychiater eine Bedarfsmedikation für den Tag besprochen wurde. Im Laufe des Tages verfiel die Bewohnerin immer mehr in eine Psychose, sodass ihr die Bedarfsmedikation gegeben werden musste. 



Tag 4 : Deeskalationsmaßnahmen

Ich weiß inzwischen, wie ich mit dem Bewohner unter Zigarettenentzug umgehen muss, um einer Eskalation entgegenzuwirken. Er bekommt von mir eine Zigarette am Morgen und eine kurz vor Dienstschluss, er ist somit handelbar und wird auch nicht schnell ausfallend. 

Des Weiteren ist mir aufgefallen, dass die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Bewohner*innen hier im Vordergrund stehen. Die Zimmer- und grundpflege der Bewohner*innen ist somit  zweitrangig, wenn einer dieser Menschen sich nicht helfen lassen möchte oder die Pflege ablehnt. Es wird lediglich dokumentiert und stark respektiert.



Tag 5: Der letzte Tag

Heute habe ich mit der Praxisanleitung und einer Bewohnerin (unter Aufsicht) Medikamente gestellt. Außerdem habe ich heute nicht nur das Frühstück vorbereitet und beaufsichtigt, sondern auch das Mittagessen. Des Weiteren haben wir heute bei einigen Patient*innen Verbände gemacht und Wunden versorgt. 

Im Großen und Ganzen hat mir der Alltag in der Psychiatrie sehr gut gefallen, es ist ein anderes Arbeiten und teilweise auch eine Herausforderung mit den Menschen mit physischen und seelischen Erkrankungen umzugehen und Lösungen zu finden, um deeskalierend zu handeln.